Insider-Wissen über den ehemaligen Truppenübungsplatz
Wissen Sie wofür die Panzer-Ringstraße genützt wird? Wissen Sie welche Pflanzen auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz wachsen? Und kennen Sie schon das Münsinger Hardtschwein? Hier können Sie noch tiefer in den ehemaligen Truppenübungplatz eintauchen.
Ehemalige Panzer-Ringstraße
DAS BEGEHEN UND JEGLICHE BEFAHRUNG DURCH ZWEIRÄDER ODER FAHRRÄDER SIND STRENGSTENS UNTERSAGT.
Die ehemalige Panzer-Ringstraße ist insgesamt 36 Kilometer lang und in Betonplatten-Bauweise – einst zur Befahrung durch Panzer vorgesehen – konstruiert. Unter strenger Einhaltung sämtlicher umweltrechtlicher Vorgaben managt der Bundesforstbetrieb Heuberg die Nutzung der Strecke in eigener Verantwortung. Sie dient heute einem eng begrenzten Kreis der Automobil-Industrie (Daimler und Liebherr) für Erprobungs-, Präsentations- und Forschungsfahrten außerhalb des öffentlichen Verkehrsraums und der StVO, der vor allem das vielseitige und reproduzierbare Profil der Strecke schätzt. Die Weiterentwicklung von alternativen Energie und Antriebstechnologien sowie neuer Sicherheitssysteme entsprechen dem Leitbild des Biosphärengebietes.
Eine Befahrung durch Privatverkehr ist nicht möglich, dadurch ginge der Charakter einer Privatstraße verloren, die Nutzung durch die Industrie wäre nicht möglich und die nachhaltige Förderung der regionalen Wirtschaft (Catering, Hotelübernachtungen, handwerkliche und sonstige Dienstleistungen) fände nicht statt. Regelmäßige Großraum- und Schwertransporte über Teile der ehemaligen Panzerringstraße entlasten die umliegenden Landstraßen und Gemeinden. Die Privatstraße wird an 9 Stellen durch das öffentliche Wanderwege-Netz gekreuzt.
Faszination Natur
Die Rufe der Hirten sind oft weithin zu hören. Ist die Schafherde gemeint oder gilt der Ruf den Hütehunden? Die Hunde springen los, um ein paar abseits stehende Schafe mit Nachdruck und dennoch sacht zur Herde zurückzutreiben. Einige Stare fliegen über der Herde und lassen sich auf dem Rücken der Schafe ein paar Meter tragen. Die Vögel fangen Insekten, während die Herde langsam weiterzieht und an den Gräsern und Kräutern rupft. Dabei fressen sie längst nicht alles, was ihnen vors Maul kommt. Bitter schmeckende oder stachelige Pflanzen werden von ihnen verschmäht. Auf diese Weise gedeihen der leuchtend blau blühende Frühlingsenzian und die Silberdistel, beides selten gewordene und daher geschützte Pflanzenarten. Die Karthäusernelke mit ihrer intensiv karminroten Blütenkrone wächst gerne an offenen Felsstellen. Würzig riechender Feldthymian, Wilder Majoran und süß duftendes Echtes Labkraut schmücken zu Tausenden die weiten Flächen mit ihren lila und gelben Blüten. Ein reich gedeckter Tisch für viele Schmetterlinge, darunter gefährdete Arten wie der umseitig abgebildete Schwalbenschwanz. Brennt die heiße Sommersonne auf das Gelände herab, dann schwirrt und schnarrt es tausendfach von den zahllosen, wild durcheinander springenden Heuschrecken. Der seltene Gebirgsgrashüpfer ist eine der vielen bedrohten Tierarten, die hier noch eine Heimat haben, ebenso der Warzenbeißer mit seinen kräftigen Mundwerkzeugen.
Faszination Geschichte
Der ehemalige Truppenübungsplatz bietet eine einzigartige Fülle geschichtlicher Hinterlassenschaften. Im Jahr 1935 wurden am ‚Rappenfels‘ im Brucktal weithin beachtete Funde gemacht, die zeigen, dass die Alb bereits in der Steinzeit von Menschen begangen wurde. Grabhügel belegen länger bestehende Siedlungen in der mittleren Bronzezeit (15./14. Jh. vor Chr.). In der Periode der Hallstattzeit (8.-6. Jh. v. Chr.) wird der Zusammenhang zwischen Siedlung, Wasservorkommen und geeigneten Böden besonders deutlich: in der Talmulde am Weg nach Zainingen wurden etliche Bestattungen dieser eisenzeitlichen Kultur erforscht. Die Gräber befi nden sich in der Nähe des „Engelsbrünnle“.
Auf dem Weg von Gruorn dorthin, bewegt man sich auf den Spuren der Römer – der Weg war Teil des ‚Alblimes‘, einer um 100 n. Chr. entstandenen, von Kastellen bei Gomadingen und Donnstetten gesicherten
Straße längs des Albrückens.
Offenlandmanagement
Der Bundesforstbetrieb Heuberg betreut auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Münsingen etwa 4000 Hektar Offenland, wovon etwa 3700 Hektar Weidefläche sind. Er setzt hierfür qualifiziertes und erfahrenes Fachpersonal ein - wichtige Ansprechpartner vor Ort für die Schäfer und Landwirte. Um den hohen Naturschutzwert des Offenlandes zu bewahren, bedarf es einer Kombination verschiedener Maßnahmen. An erster Stelle steht die Beweidung mit Schafen in Hütehaltung, die in diesem Gebiet eine sehr lange Tradition hat. Der Schäfer führt die Herde über die Weide und wird dabei von seinen Hütehunden unterstützt. Die Herden bestehen überwiegend aus Merino-Landschafen, eine Schafrasse die wohlschmeckendes Fleisch liefert und eine hochwertige Wolle. Bei einer reinen Schafbeweidung können mit der Zeit bestimmte Pflanzenarten zunehmen, die von den Schafen zu wenig gefressen werden. Einige Schäfer setzen daher ergänzend zur Schafbeweidung auch Ziegen und Esel ein. Neben den großen Weideflächen gibt es vor allem in den Randbereichen Mähwiesen und Mähweiden, die nur ein- oder zweimal im Jahr gemäht und ansonsten beweidet werden. Viele dieser Flächen sind als Flachland- oder Bergmähwiese kartiert worden und stehen unter Schutz. Das kontrollierte Brennen stellt in dem ehemaligen Militärgelände ein weiteres Instrument des Off enlandmanagements dar. Es wurde bereits während der militärischen Nutzung praktiziert, um Altgrasbestände zu reduzieren. Der Bundesforstbetrieb plant das kontrollierte Brennen und führt es auch durch, in Abstimmung mit den zuständigen Naturschutzbehörden. Bei allen Bewirtschaftungsarten und Pflegemaßnahmen muss stets auch die Munitionsbelastung beachtet werden, neben naturschutzfachlichen und betriebswirtschaftlichen Aspekten. Zusammen wird durch all diese Maßnahmen ein kulturhistorisch bedeutsames Landschaftsbild erhalten und ein einmaliges Naturerbe bewahrt.
Wald und Jagd
Die etwa 2400 ha große Waldfläche besteht zu mehr als 2/3 aus Buchenwäldern. 523 ha sind als Kernzone des Biosphärengebietes Schwäbische Alb aus der Bewirtschaftung herausgenommen und können sich frei nach den Naturgesetzen entwickeln. Alle anderen Waldflächen sind als Pflegezone des Biosphärengebietes Schwäbische Alb ausgewiesen und werden naturgemäß entsprechend den Vorschriften der Bundesforstverwaltung bewirtschaftet. Für die in besonderer Weise flächendeckende naturnahe Bewirtschaftung des Waldes wurde der Bundesforstbetrieb Heuberg im Jahr 2011 vom NABU Baden-Württemberg mit dem Prädikat „Naturwaldbetrieb“ ausgezeichnet. Zwei Bundesförster und fünf Forstwirte sorgen dafür, dass der Wald gesund und artenreich wachsen kann. Das geerntete Holz wird überwiegend in der Region verarbeitet. Beliefert werden örtliche Sägewerke und Fertighaushersteller. Kurze Wege schonen die Umwelt. Und die Bevölkerung wird mit CO2-neutralem Brennholz versorgt, insgesamt ein Beitrag zum Klimaschutz. Für die Wildtiere wie Wildschweine, Rehe und Hasen, stellt der ehemalige Truppenübungsplatz einen großräumigen natürlichen Lebensraum dar. Ob im Wald oder auf den großen Weideflächen, überall ist der Tisch reich gedeckt. Geringer Jagddruck lässt die Tiere den ganzen Tag herumstreifen und sie können nach ihrem natürlichen Tagesrhythmus ein freies und glückliches Leben führen. Leider fressen sie dann aber auch kleine Bäume auf und wenn das zu viel wird, muss der Förster auf die Jagd gehen. Damit diese auch dem Naturschutz gerecht wird, wurde dafür zusammen mit dem NABU ein Konzept für eine störungsarme Jagdausübung entwickelt, in dem Aspekte des Tierschutzes, der Wildbiologie und der forstlichen Bewirtschaftung Berücksichtigung fanden. Wildtiere, die so frei und glücklich in einem natürlichen Lebensraum leben dürfen, der dazu noch frei von Bioziden ist, gewährleisten auch unbelastetes und gesundes Fleisch, das der Mensch als besonderen Leckerbissen genießen kann. Als regionale Spezialität aus dem Herzstück des Biosphärengebiets werden unter dem Markennahmen „Das Münsinger Hardtschwein“ feine Wurstspezialitäten vom Wild des ehemaligen Truppenübungsplatzes angeboten. Besuchen Sie doch mal die Schäferei Allgaier in Heroldstatt-Ennabeuren. Hier können Sie in „Reginas Futterkiste“ Köstlichkeiten vom Schaf verkosten und auch Wurstspezialitäten vom „Münsinger Hardtschwein“ erwerben. Dazu ein spritziges Viertele, ein kühles Bier aus der Region oder ein regionaler Fruchtsaft runden einen erlebnisreichen Tag in der wunderschönen alten Kulturlandschaft des ehemaligen Truppenübungsplatzes Münsingen ab.
Das Münsinger Hardt
Östlich der Flur Engelsbrünnle und des Oberen Böttentals lag das Münsinger Hardt. Dieses ‚Hardt‘ (=Waldweide) gehörte zu keiner Dorfgemarkung, galt aber schon 1467 als „in Münsinger Zwing und Bann“ liegend. Das Münsinger Hardt war gemeinsam von den „Hardtorten“ Münsingen, Gruorn, Trailfingen, Auingen und Böttingen genutztes Weideland. Ursprünglich wohl ganz mit Wald bedeckt, wurde das Hardt durch intensive Beweidung und Rodung immer mehr verlichtet. Das Hardt galt wegen seines rauen Klimas als unbewohnbar und für den Ackerbau wenig geeignet. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wollten Reformer der Landwirtschaft zeigen, dass dies mit modernen Anbaumethoden und rationellem Maschineneinsatz doch möglich sei. Ludwig Friedrich von Ellrichshausen, Direktor des landwirtschaftlichen Instituts in Hohenheim, gründete 1831 den Hof Ludwigshöhe. An der alten Hardtstraße sieht man noch wenige Grundmauern der Gebäude und südwestlich der Ludwigshöhe auch einen Kalkofen. Im und um das Hardt entstanden in der Folge weitere Hofgüter wie Achenbuch, Heroldstetten, Bäumlersburg und Schorstallhof.
Noch Fragen?
Bei Fragen zu unserem ehemaligen Truppenübungsplatz, melden Sie sich gerne bei uns in der Touristik Information Münsingen.