Wilde Wälder, sanfte Berge, tiefe Täler
Mit 115 Kilometern ist die Berg-Bier-Tour die längste der 14 E-Bike-Touren rund um Münsingen. Man kann sie gemütlich in zwei Tages-Etappen aufteilen oder sportlich in einem Rutsch abfahren. Sich mehr Zeit zu nehmen, ist aber in jedem Fall eine gute Idee: Nicht nur landschaftlich, sondern auch mit Blick auf die vielen Ausflugsziele am Wegesrand ist die große Runde zwischen Münsingen und Ehingen ein echtes »Best of Alb«.
Täler.
Alles beginnt und endet mit einem Tiefental. Das erste führt von der Fauserhöhe bei Münsingen hinab ins Lautertal. Und das andere von Blaubeuren und vom Blautopf wieder hoch auf die Alb nach Heroldstatt. Was beide gemeinsam haben? Sie liegen fernab aller Straßen inmitten uriger Wälder. Das zweite Tiefental trägt auch den Beinamen »Tal der Schmetterlinge«: Im Sommer können hier über 40 Tagfalter-Arten sowie viele weitere Insekten und Reptilien beobachtet werden. Möglich macht’s die Mischung aus lichten und dunklen Waldstücken – die es so ohne regelmäßige Pflege nicht gäbe. Zwischen den beiden Tiefentälern liegt das Tal der großen Lauter. Das Flüsschen wurde zu Deutschlands Naturwunder 2019 gewählt und schlängelt sich auf 42 Kilometern durch eine Bilderbuchlandschaft mit Wacholderheiden, Burgruinen, Höhlen, Felsen und kleinen Dörfern.
Manufakturen.
Eigentlich könnte man hier schon einen ganzen Tag verbringen: Ein bisschen außerhalb von Münsingen liegt das Alte Lager, heute Albgut. Die ehemalige Kaserne aus Königs Zeiten ist über 125 Jahre alt und denkmalgeschützt. Zusammen mit dem ehemaligen Truppenübungsplatz, den Wanderer und Radler komplett autofrei erkunden können, gehört sie mittlerweile zu den Top-Ausflugszielen auf der Alb. Die Soldaten sind längst aus den Kasernen aus- und dafür lokale Produzenten eingezogen. In den Manufakturen gibt’s Kleidung aus Wolle, Seife, Öle und mehr, einkehren kann man in der Lagerhaus-Kaffeerösterei oder in der Königlichen Post. Auch ein Besuch im Biosphärenzentrum lohnt sich: Die multimediale Ausstellung bringt Besuchern die Alb und ihre Bewohner auf eine Art und Weise näher, die Spaß und neugierig macht.
Bier.
Wie viele Facetten der kohlensäurehaltige Saft aus Getreide und Hopfen hat, lernt am besten im Allerheiligsten kennen: der Brauerei in Ehingen-Berg. Wer tiefer in die Materie eintauchen will, kann alles von einer Bierverkostung über eine Brauereibesichtigung bis zum Bier-Brau-Kurs buchen. Auf der Getränkekarte gibt’s nicht nur die Klassiker, sondern auch Getränke wie »Perle Bière« (Hefe-Weizen mit feinperligem Sekt aufgefüllt), »Granat-Weizen (Hefe-Weizen mit Granatapfelsirup« oder »Holler-Weizen« (Hefe-Weizen mit Holunderblütensirup). Weil Bier nicht nur in den Kopf geht, sondern auch schwere Beine macht, trinken Radler – nicht die Getränke, sondern die Menschen – unterwegs auch mal ein alkoholfreies Weizen (mit besten isotonischen Eigenschaften!). Oder noch besser, weil’s das wirklich nur in der Brauereiwirtschaft und in keinem Getränkemarkt gibt: Einen Hopfendudler aus der Malzwürze vom Ulrichsbier, hopfengestopft mit Grünzeug in den Geschmacksrichtungen Maracuja oder Pink Grapefruit.
Oberschwäbisch.
Zwischen Münsingen und Ehingen liegt eine Tages-Etappe auf der Berg-Bier-Tour. Auch sonst trennen die beiden Nachbarstädte natürlich nicht gleich Welten – aber ein paar kleine Unterschiede gibt’s schon. Die Ehinger sind keine Älbler, sondern Oberschwaben: Mit dem Alb-Donau-Kreis beginnt die Einflugschneise in Richtung Bodensee, das Klima wird milder, die Landschaft flacher und die Mentalität katholischer. Sehen tut man das unter anderem an den Kirchen, die man hier streift: In Obermarchtal, Munderkingen, Ehingen und Blaubeuren schneidet die Berg-Bier-Tour die Oberschwäbische Barockstraße. Manche Kirchendächer und -türme machen nicht nur Architekturfans Freude: Sie sind auch bei den Weißstörchen beliebt, die hier ihre Kinderstuben einrichten. Spätestens dann, wenn man so ein Storchennest sieht, weiß man: Jetzt bin ich in Oberschwaben.
Höhlen.
Auch der Blautopf – eines der Highlights auf der Berg-Bier-Tour – ist eine Höhle. Die können allerdings nur Profis sehen. Radler ohne Taucheranzug kommen aber auch auf ihre Kosten. Und das gleich mehrfach: Die Sontheimer Höhle ist die älteste Schauhöhle Deutschlands. Entlang eines 192 Meter langen Führungsweges kann man gefahrlos bis in eine Tiefe von 34 Meter is Erdinnere vordringen. Der Eingang liegt nur ein kurzes Stück von der Berg-Bier-Strecke entfernt: Im Tiefental zwischen Blaubeuren und Heroldstatt zweigt ein kleiner Fußweg ab. Geöffnet ist die Höhle im Sommer samstags, sonntags und feiertags, werktags für Gruppen ab zehn Personen nach Vereinbarung (Telefon 07389/906648). Eine weltweite Berühmtheit ist diese Höhle: der Hohle Fels bei Schelklingen. Schuld daran ist eine nackte, ziemlich kurvige Frau. Die Venus, eine kleine Figur aus Elfenbein geschnitzt, gehört zu den weltweit ältesten Kunstwerken. Sie ist mindestens 35.000 Jahre alt. Ist sie der Inbegriff einer kultisch verehrten Urmutter? Oder einfach nur die frühe Form des Pin-up-Girls, längst bevor es den Playboy gab? Die Forscher wissen’s (noch) nicht, möglich ist beides. Anschauen kann man sich sowohl die große Höhle als auch das kleine Kunstwerk: Venus ist im Urgeschichtlichen Museum in Blaubeuren zu bewundern. Der Hohle Fels ist von Mai bis Oktober freitags, sonn- und feiertags für Besucher zugänglich.
Noch Fragen?
Haben Sie noch Fragen zur Berg Bier-Tour, dann melden Sie sich. Die Experten des Reutlinger Generalanzeigers hilfen Ihnen gerne weiter.