Die Zwei-Meter-Regel in Baden-Württemberg
Im baden-württembergischen Waldgesetz ist Radfahren auf »geeigneten Wegen« gestattet, allerdings nur auf Wegen, die breiter als zwei Meter sind. In der Republik einmalig. Für besonders geeignet halten ambitioniertere Biker schmale Trails. Manche Wanderer, Jäger, Forstleute und Waldbesitzer sehen sie dort gar nicht gern. Sie machen Konflikte mit der Natur geltend, ein erhöhtes Unfallrisiko – oder sie fühlen sich einfach nur gestört, weil es früher ruhiger im Wald war.
Zehn Gebote
für Mountainbiker
»Biken mit Respekt« hat die Bikezone Albstadt die Dos und Don’ts überschrieben, die das friedliche Miteinander von Bikern und Wanderern gewährleisten sollen. Hier die Handlungs- und Verhaltensanweisungen:
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Bleib auf Deinem MTB-Trail und kürze nicht ab. Ein Traufgang ist nicht zumFahren da.
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Den angelegten Trail könnenwir sonst in die Tonne kloppen.
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Hinterradblockieren wirbelt zwar Staub auf, zerstört aber ebenso die Trails.
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Am Ende des Tages wollen wir alle doch nur Spaß und die Natur genießen. Beleidigungen sind da fehl am Platz.Mach langsamund lass den Wanderer vorbei.
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Nichts ist schlimmer als klebrigeGelpackungen oder Plastikverpackungen von Energieriegeln – für die Tiere, die Gäste und den, der das alles aufräumen muss.
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Wildtiere, der Name sagt alles.
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Auch unsere Tier- und Pflanzenwelt hat sich einen langen und ruhigen Schlaf verdient. Gönn ihnen doch eine
entspannte Dämmerung und Nacht. -
10 Likes mehr rechtfertigen nicht das Betreten von gefährlichen oder geschützten Naturräumen.
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Schau, dass es auch nach deinem Besuch gemütlich bleibt.
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Leben und leben lassen
Kommentar von Redakteur Andreas Fink
Liebe Wanderer, lasst uns Mountainbikern bitte unser Hobby – wir lassen’s Euch doch auch! Um Euch gleich den Wind aus den Segeln zu nehmen: Ja, es gibt ein paar von »uns«, die sich im Wald unter aller Sau aufführen. Die Wege kaputtreiten und Wanderer erschrecken und sie dann noch beleidigen. Biker also, die weder fahren können noch Anstand haben. Ein Trauerspiel und eine Schande! Es gibt aber auch ein paar Wanderer, die sich übel aufführen. Wir wollen Euch nicht allzu dick die kriminellen Fanatiker, die Drahtseile spannen und Nagelbretter auslegen, aufs Brot schmieren, obwohl’s die tatsächlich gibt. Es macht uns aber auch keinen Spaß, uns immer wieder anpöbeln zu lassen, obwohl wir nichts kaputt machen, niemanden
erschrecken, sondern einfach nur höflich lächelnd amWegesrand stehen und warten, bis Ihr vorbei seid. Die
Motzermotzen, weil sie wissen, dass sie motzen dürfen – weil . . . genau: weil’s die Zwei-Meter-Regel gibt.
Seien wir dochmal ehrlich: Die Zwei-Meter-Regel bringt nichts. Nicht nur, weil man sie nicht kontrollieren kann – außer dem Förster hat im Wald niemand was zu sagen –, sondern auch, weil sie Flora und Fauna ebenso wenig schützt wie die anderen Menschen, die in den Wald gehen, umsich zu erholen. Die Ausnahmeregel made
in The Länd bringt nichts als Unfrieden. Ein Gesetz, das nur Unfrieden stiftet und nichts Gutes bringt, kann weg. Nein:muss weg. Können wir uns nicht einfach den Wald teilen, so wie die Menschen in den anderen 15 Bundesländern auch? Da gibt’s die Zwei-Meter-Regel nämlich nicht, und es funktioniert trotzdem. Der Wald ist woanders nicht besser oder schlechter.Wenn’s Probleme gibt, ist der Klimawandel schuld und nicht die Mountainbiker. Es gibt imRest Deutschlands auch nichtmehr oder weniger Stress, wenn sich Wanderer und Biker begegnen. Stress gibt’s nur, wenn eine Seite keine Rücksicht auf die andere nimmt. Ein friedliches Miteinander kann man leider nicht verordnen. Man kann es aber auch nicht schaffen, indem man einer immer
größeren Gruppe von Waldliebhabern auf Stollenreifen einen ganz zentralen Teil ihres Hobbys – über schmale Trails zu kurven – verbietet.Wie wär’s mit ein bisschen mehr »Leben und leben lassen«? Bitte werft uns nicht in einen Topf mit ein paar Mountainbike-Rambos, die riesengroße Mehrheit ist anders!
Wir sind die Guten – wie Ihr auch.
Noch Fragen?
Haben Sie noch Fragen zur Zwei-Meter-Regel in Baden-Württemberg, dann melden Sie sich. Der Experte des Reutlinger Generalanzeigers hilft Ihnen gerne weiter.