Mountainbiken rund um die Burg Hohenzollern im Zollernalbkreis auf der Schwäbischen Alb.  Auf einem Fels sitzen und stehen mehrere Radfahrer*innen. Sie blicken alle in die Richtung eines Schloss, dass hoch oben auf einem Hügel thront. Der Blick reicht weit in die Ferne über mehrere Städte und Gemeinden. Vor ihnen lehnen am Feld mehrere Fahrräder.

Die Zwei-Meter-Regel in Baden-Württemberg

Im baden-württembergischen Waldgesetz ist Radfahren auf »geeigneten Wegen« gestattet, allerdings nur auf Wegen, die breiter als zwei Meter sind. In der Republik einmalig. Für besonders geeignet halten ambitioniertere Biker schmale Trails. Manche Wanderer, Jäger, Forstleute und Waldbesitzer sehen sie dort gar nicht gern. Sie machen Konflikte mit der Natur geltend, ein erhöhtes Unfallrisiko – oder sie fühlen sich einfach nur gestört, weil es früher ruhiger im Wald war.

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Fahrradfahren verboten. Verbotszeichen.



Was ist die Zwei-Meter-Regel?

 In Baden-Württemberg gilt seit 1995 die Zwei-Meter-Regel. Der Paragraf 37 des Landeswaldgesetzes regelt das Betreten und Befahren des Waldes und sieht unter anderem vor, dass das Radfahren in baden-württembergischen Wäldern grundsätzlich auf allen Wegen gestattet ist, die breiter als zwei Meter sind. Grundlage war die Annahme, dass Radfahren auf Wegen mit weniger als zwei Metern zur Gefährdung von Wanderern oder zur Erosion der Wege führe.  

DIMB-Grundsätze zur
Zwei-Meter-Regel

»Aus unserer Sicht der wichtigste Grund für eine Aufhebung der Zwei-Meter-Regel ist der Verstoß gegen das Grundgesetz: Die Diskriminierung von Radfahrern widerspricht dem Grundrecht auf allgemein Handlungsfreiheit und die freie Entfaltung der Persönlichkeit.« Die Deutsche Initiative Mountainbike betont, dass die Befürchtungen der Landesregierung, die zur Zwei-Meter-Regel geführt hatten, weder wissenschaftlich untersuchtworden seien noch sich bestätigt hätten. Sie legt im Gegenzug Studien vor, die das Gegenteil bewiesen. »Radfahrende werden durch das Gesetz auch in die Illegalität getrieben «, so der Interessenverband. »Die Einzelausweisung vonMTB-Strecken ist gescheitert.« Die Abschaffung der Zwei-Meter-Regel hätte keine haftungsrechtlichen Folgen für die Besitzer der dann »entsperrten« Wege, betont die DIMB, »es gilt vielmehr wie überall auf Waldwegen wie schon vor 1995: ›Benutzung auf eigene Gefahr, vor allemist aufwaldtypische Gefahren zu achten‹«. (and)

»Töten Biker Bäume,
Herr Wohlleben?«

Diese Frage stellte das »Freeride-Magazin« Deutschlands bekanntesten Förster im März dieses Jahres. Der Autor des Bestsellers »Das geheime Leben der Bäume« betont zuallerst, dass
freigelegte Wurzeln für einen Baum nie angenehm sind, er aber auch noch Wurzeln in die Tiefe hat. »Über Abstand freut sich der Baum, doch Biker sind eher harmlos im Vergleich zu den Forstmaschinen, die mit bis zu 70 Tonnen Gewicht durch den Wald walzen«, betont der 58-
Jährige, »da werden oft künstlich Konflikte in der Gesellschaft aufgeworfen, dabei spielt die Musik ganz woanders.« Sein Appell an die Mountainbike-Community: »Nur auf bestehenden Trails fahren. Wer sich daran hält, macht wenig falsch.« Das betreffe im Übrigen nicht nur die Bäume, sondern auch das Wild, so Peter Wohlleben. »Tiere wissen schnell, dass auf den Trails regelmäßig Leute vorbeikommen, die schnell und leise sind«, so Peter Wohlleben, »deswegen passen sie da besser auf; die Störung hält sich in Grenzen.« (and)

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Zehn Gebote
für Mountainbiker

»Biken mit Respekt« hat die Bikezone Albstadt die Dos und Don’ts überschrieben, die das friedliche Miteinander von Bikern und Wanderern gewährleisten sollen. Hier die Handlungs- und Verhaltensanweisungen:

  • Bleib auf Deinem MTB-Trail und kürze nicht ab. Ein Traufgang ist nicht zumFahren da.

  • Den angelegten Trail könnenwir sonst in die Tonne kloppen.

  • Hinterradblockieren wirbelt zwar Staub auf, zerstört aber ebenso die Trails.

  • Am Ende des Tages wollen wir alle doch nur Spaß und die Natur genießen. Beleidigungen sind da fehl am Platz.Mach langsamund lass den Wanderer vorbei.

  • Nichts ist schlimmer als klebrigeGelpackungen oder Plastikverpackungen von Energieriegeln – für die Tiere, die Gäste und den, der das alles aufräumen muss.

  • Wildtiere, der Name sagt alles.

  • Auch unsere Tier- und Pflanzenwelt hat sich einen langen und ruhigen Schlaf verdient. Gönn ihnen doch eine
    entspannte Dämmerung und Nacht.

  • 10 Likes mehr rechtfertigen nicht das Betreten von gefährlichen oder geschützten Naturräumen.

  • Schau, dass es auch nach deinem Besuch gemütlich bleibt.

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Leben und leben lassen

Kommentar von Redakteur Andreas Fink

Liebe Wanderer, lasst uns Mountainbikern bitte unser Hobby – wir lassen’s Euch doch auch! Um Euch gleich den Wind aus den Segeln zu nehmen: Ja, es gibt ein paar von »uns«, die sich im Wald unter aller Sau aufführen. Die Wege kaputtreiten und Wanderer erschrecken und sie dann noch beleidigen. Biker also, die weder fahren können noch Anstand haben. Ein Trauerspiel und eine Schande! Es gibt aber auch ein paar Wanderer, die sich übel aufführen. Wir wollen Euch nicht allzu dick die kriminellen Fanatiker, die Drahtseile spannen und Nagelbretter auslegen, aufs Brot schmieren, obwohl’s die tatsächlich gibt. Es macht uns aber auch keinen Spaß, uns immer wieder anpöbeln zu lassen, obwohl wir nichts kaputt machen, niemanden
erschrecken, sondern einfach nur höflich lächelnd amWegesrand stehen und warten, bis Ihr vorbei seid. Die
Motzermotzen, weil sie wissen, dass sie motzen dürfen – weil . . . genau: weil’s die Zwei-Meter-Regel gibt.

Seien wir dochmal ehrlich: Die Zwei-Meter-Regel bringt nichts. Nicht nur, weil man sie nicht kontrollieren kann – außer dem Förster hat im Wald niemand was zu sagen –, sondern auch, weil sie Flora und Fauna ebenso wenig schützt wie die anderen Menschen, die in den Wald gehen, umsich zu erholen. Die Ausnahmeregel made
in The Länd bringt nichts als Unfrieden. Ein Gesetz, das nur Unfrieden stiftet und nichts Gutes bringt, kann weg. Nein:muss weg. Können wir uns nicht einfach den Wald teilen, so wie die Menschen in den anderen 15 Bundesländern auch? Da gibt’s die Zwei-Meter-Regel nämlich nicht, und es funktioniert trotzdem. Der Wald ist woanders nicht besser oder schlechter.Wenn’s Probleme gibt, ist der Klimawandel schuld und nicht die Mountainbiker. Es gibt imRest Deutschlands auch nichtmehr oder weniger Stress, wenn sich Wanderer und Biker begegnen. Stress gibt’s nur, wenn eine Seite keine Rücksicht auf die andere nimmt. Ein friedliches Miteinander kann man leider nicht verordnen. Man kann es aber auch nicht schaffen, indem man einer immer
größeren Gruppe von Waldliebhabern auf Stollenreifen einen ganz zentralen Teil ihres Hobbys – über schmale Trails zu kurven – verbietet.Wie wär’s mit ein bisschen mehr »Leben und leben lassen«? Bitte werft uns nicht in einen Topf mit ein paar Mountainbike-Rambos, die riesengroße Mehrheit ist anders! 
Wir sind die Guten – wie Ihr auch.

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Noch Fragen?

Haben Sie noch Fragen zur Zwei-Meter-Regel in Baden-Württemberg, dann melden Sie sich. Der Experte des Reutlinger Generalanzeigers hilft Ihnen gerne weiter.

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Andres Fink

Lokalredakteur Metzingen I Reutlinger General-Anzeiger

Reutlinger General-Anzeiger Verlags-GmbH & Co. KG
Christophstraße 6
72555 Metzingen