Alb-Einsamkeit und Lautertal-Schönheiten
Natur pur und etliche Ausflugsziele, für die sich ein Zwischenstopp lohnt: Die neue Schwörer-Haus-Tour, die in diesem Frühjahr eröffnet wurde, bietet beides.
Die nach dem Fertighaus-Hersteller in Hohenstein-Oberstetten benannte Runde verläuft auf abwechslungsreichen Feld-, Wald- und asphaltierten Radwegen und führt über die Gemarkungen von fünf Alb-Gemeinden: Münsingen, Hohenstein, Gomadingen, Pfronstetten und Hayingen. Vom beliebten Lautertal geht’s auf weniger bekannten Wegen über die einsame Albhochfläche rund um Hohenstein vorbei an Feldern und durch kühle Wälder.
In den 61 Kilometer langen Rundkurs einsteigen kann man grundsätzlich überall, beschildert ist er in beide Richtungen. Für die GEA-Tour starten wir in Münsingen und radeln erst einmal sanft bergauf zur Fauserhöhe. Nach wenigen Kilometern tauchenwir in ein schattiges Wäldchen ein. Auf einem Schotterweg geht’s vorbei an Schloss Grafeneck hinunter nach Marbach. Pferdefans sollten hier schon die erste Pause einplanen: Das Haupt- und Landgestüt ist für sie ein absolutes Muss.
Weniger prominent und weniger stark befahren als das Lautertal, aber nicht weniger schön ist die Etappe, die nun folgt: In Wasserstetten geht’s durchs romantische Pfaffental bergauf nach Hohenstein. Dort warten ebenfalls lohnende Ziele. Das Ödenwaldstetter Bauernhausmuseum mit seinen zwei Gebäuden aus der Zeit um 1600 und von 1859 samt Garten und Schmiede ist ein kleines, aber feines Freilichtmuseum. Ausgestattet mit zahllosen Originalgegenständen vom Wäscheschrank übers Kücheninventar bis hin zu Arbeitsgeräten gibt es Einblicke in die Vergangenheit. Und zwar nicht durch die rosarote Brille der Nostalgie, sondern ganz realistisch. Das Leben im Albdorf in jenen Zeiten war kein Zuckerschlecken, sondern von harter Arbeit in der Landwirtschaft geprägt.
Auf dem Weg nach Oberstetten schieben sich am Horizont ein paar schwarze Flecken ins Blickfeld: Auf der Weide des Heidäckerhofs stehen imposante Wasserbüffel knietief in einer Schlammpfütze. So beeindruckend ihre großen Hörner sind, so entspannt ist ihr Gesichtsausdruck. Die Tiere genießen ihr Kneipp-Bad am heißen Sommertag sichtlich – Wellness für die Wasserbüffel, deren Milch die Familie Rauscher in ihrer Hofkäserei verarbeitet.Wer probieren möchte, wie der Käse schmeckt, kann das im Hofladen tun. Auch Betriebsführungen sind auf Anfrage möglich. Jederzeit nach Belieben umsehen kann man sich auf der Burgruine Hohenstein ein paar Kilometer weiter: Das verwunschene Gemäuer ist von bemoosten Felsen und alten Bäumen umgeben. Überhaupt nicht mittelalterlich sind die die Wohnformen, die man sich beim Rundgang durch die Musterhaussiedlung der Firma Schwörer-Haus anschauen kann. Auf Anmeldung über die Webseite des Unternehmens sind auch Betriebsbesichtigungen möglich.
Von ihrer einsamen Seite zeigt sich die Alb im Oberstetter Tal, das zum Eingang des Phänopfads führt. Ein Besuch lohnt sich für Familien mit Kindern definitiv. Die überwiegend aus natürlichen Materialien gebauten Versuchsanordnungen sind dafür gemacht, physikalische Phänomene spielerisch zu entdecken. Der Unterricht
unter freiem Himmel macht garantiert auch Naturwissenschaftsmuffeln Spaß. Über Aichelau und Ehestetten
geht es wieder hinunter ins Lautertal über Gundelfingen, Bichishausen und Hundersingen, wo sich eine mittelalterliche Burgruine an die nächste reiht, nach Buttenhausen. Unterwegs kann man ein Päuschen an
einem der vielen Badeplätze machen oder sich, je nach Wetter, Lust und Laune, eines der Museen ansehen.
Kunstinteressierte sollten sich das Atelier Geiselhart in Gundelfingen nicht entgehen lassen.
Neben Arbeiten von Anton Geiselhart, der zeitlebens Kunst und Handwerk verbunden hat, sind dort auch Wechselausstellungen zu sehen.
Ein Ort mit großer Geschichte ist Buttenhausen: Vor dem Zweiten Weltkrieg war die Hälfte der Bewohner jüdisch, an sie erinnert das Museum in der Bernheimerschen Realschule. Dem berühmtesten Sohn des Dorfs ist ebenfalls eine eigene Gedenkstätte gewidmet: Die Unterschrift des Politikers Matthias Erzberger steht unter dem Versailler Vertrag, mit dem das Ende des Ersten Weltkriegs besiegelt wurde. Sein Geburtshaus in der Mühlsteige ist heute ein Museum.
Möglichkeiten, unterwegs den Akku im eigentlichen und im übertragenen Sinne wieder aufzuladen, gibt es etliche. Viele Gastronomen an der Strecke bieten nicht nur eine tolle Speisekarte, sondern auch Lademöglichkeiten fürs Bike. Eine detaillierte Übersicht enthält das e-Bike-Tourenheft der Touristik-Information
Münsingen.
Persönlicher Tipp der Autoren
Urige schwäbische Gastlichkeit mit klassisch-deftiger Speisekarte und einen Wirt mit Herz trifft man im Gasthaus Burren in Wasserstetten. Der Oscar für den schönsten Biergarten im Lautertal geht an das Bauhofstüble in Gundelfingen – bei hausgemachten Kuchen und Wurstsalat fällt die Wahl echt schwer.
Noch Fragen?
Haben Sie noch Fragen zur SchwörerHaus-Tour, dann melden Sie sich. Der Experte des Reutlinger Generalanzeigers hilft Ihnen gerne weiter.