Vorderösterreich, wie Zeitgenossen die weit verstreuten Besitzungen der Habsburger westlich Tirols und Bayerns nannten, war ein besonderes Territorium – und aufgrund seiner Besonderheiten in gewisser Weise schon wieder kein Territorium, jedenfalls kein einheitliches. In diesem so heterogenen Gebilde, das vom Bludenz bis Bühl, von der Nähe Basels bis nach Burgau reichte und zu dem unweit Münsingens etwa Ehingen und Schelklingen gehörten, zeigen sich charakteristische Eigenarten frühneuzeitlicher Herrschaft zwischen Reformation und Revolution. Vorderösterreich ließ sich einerseits ironisch als „Schwanzfeder des Kaiseradlers“ bezeichnen, hatte andererseits eine enorme strategische Bedeutung. Seine teils turbulente Geschichte spiegelt die Entwicklung des Heiligen Römisches Reiches deutscher Nation in der Neuzeit wider. Dessen strukturelle Vielfalt und die Eigenart habsburgischer Herrschaftsausübung stehen mithin im Vordergrund des Vortrags.