Ein kleiner Wasserfall im Biosphärengebiet Schwäbische Alb. Ein kleiner Wasserfall sürzt an einer Felskante herunter und fließt als Fluss weiter. Ringsherum ist der karge Winterwald.

Neujahrsempfang der Stadt Münsingen am 07. Januar 2024

In Münsingen findet Anfang des Jahres traditionell der Neujahrsempfang statt. Bürgermeister Münzing begrüßt das neue Jahr, gemeinsam mit Münsinger Bürgern und Gästen. In seiner Rede wies er auf die kleinen Dinge im Leben hin, Betrachtungsweisen in verschiedenen Facetten und dem Zauber, der jedem Anfang innewohnt.

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Bürgermeister Mike Münzing der Stadt Münsingen im Biosphärengebiet Schwäbische Alb. Eine Person im Jaquet steht vor einem bunten Gemälde und lächelt freundlich in die Kamera.

Meine sehr verehrten Damen und Herren,
liebe Münsingerinnen und Münsinger,
liebe Gäste, Partner, Wegbegleiter und Unterstützer,


ein herzliches Willkommen zu unserem traditionellen Neujahrsempfang der Stadt Münsingen zusammen mit den Kirchen der Ökumene hier in unserer Heimatstadt.

Ich freue mich, dass wieder so viele unserer gemeinsamen Einladung zur Begegnung und zum Austausch zum Jahresbeginn gefolgt sind.

Seien Sie alle herzlich gegrüßt mit dem wohlbekannten Neujahrsgruß und Wunsch zum Jahresanfang:

Ich wünsche Ihnen und uns allen da Frieda, da Sega, da Heiliga Goischd ond en gsonda Leib.
Mike Münzing, Bürgermeister der Stadt Münsingen
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Liebe Gäste, gehören Sie auch zu jenen, die das zu Ende gehende Jahr zwischen den Jahren betrachten und die Defizite auflisten oder in einer Generalabrechnung mit sich selbst Unerledigtes addieren? Und bei der Summenbildung des Jahres nur fahler Geschmack zurückbleibt?

Gehören Sie zu jener Fraktion, die das Geböller der Silvesternacht braucht, damit Ihre Selbstanklage nicht an Ihr eigenes Ohr dringt?

Aber vielleicht ist es ja gar nicht die Nabelschau, die in Ihnen unangenehme Gefühle aufkommen lässt, sondern die Kritik an dem, was andere nicht oder nicht in Ihrem Sinne erledigt haben?

Wie differenziert sind unsere Jahresrückblicke und die, die wir in den letzten Tagen in den Medien wieder verfolgen konnten?

Nehmen wir uns dabei Zeit, auch das vermeintlich Kleine, das angeblich Selbstverständliche mit in die Summenbildung unserer Jahresbilanz aufzunehmen?

Fokussieren wir uns nicht alle zu sehr auf die Highlights oder die Headlines – sowohl die ganz negativen als auch die ganz außergewöhnlich positiven?

Sehen wir dabei noch die vermeintlichen Selbstverständlichkeiten oder nehmen wir diese noch wahr?

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Der Wasserturm im Stadtteil Dürrenstetten in Münsingen im Biosphärengebiet Schwäbische Alb. Ein Sonnenuntergang mit einigen Wolken am rot-orange-gelb-blau leuchtenden Himmel. Am Horizont ist die Silhoutte eines Turms und mehreren Bäumen.

Den Sonnenaufgang oder den Sonnenuntergang

Winterwandern in Münsingen im Biosphärengebiet Schwäbische Alb. Ein Teerweg führt durch eine weite verschneite Landschaft. Am Horizont ist Wald und im Hintergrund läuft eine Person auf dem Weg.

Den Schnee im Winter

Märzenbecher im Frühling in Münsingen im Biosphärengebiet Schwäbische Alb. Drei weiß-grüne Märzenbecher stehen im Wald. Im HIntergrund sind weitere Märzenbecher verschwommen.

Die Blüte im Frühjahr

Sommerwiese in Münsingen im Biosphärengebiet Schwäbische Alb. Eine hohe Blumenwiese in der Abensonne. Die höchsten Gräser reichen bis zum oberen Bildrand, die Sonne geht im Hintergrund unter.

Den Duft des Sommers und dessen Farbenfülle

Das Große Lautertal im Herbst von der Burg Hohengundelfingen in Münsingen im Biosphärengebiet Schwäbische Alb aus. Ein Ausblick über ein Dorf und ein Tal durch das sich ein Fluss schlängelt. Links und rechts sind bewaldete Hänge. Der Wald ist herbstlich gefärbt. Die Sonne scheint.

Das Farbenspiel im Herbst auf der Alb

Die Touristik Information in der Kleinstadtperle Münsingen im Biosphärengebiet Schwäbische Alb. Eine Person steht hinter einem Thresen und zeigt mehreren Erwachsenen und Kindern Landkarten.

Ein nettes Lächeln bei der Arbeit oder beim Einkaufen

Frühling in Münsingen im Biosphärengebiet Schwäbische Alb. Eine Person formt mit ihren Händen ein Herz in einer Wiese. Darin liegen viele gelbe Blumen.

Ein Dankeschön

Herbst auf der Burgruine Hohengundelfingen im Großen Lautertal in Münsingen im Biosphärengebiet Schwäbische Alb. Zwei Personen sitzen auf Felsen und lächeln sich an. Im Hintergrund ist eine Steinmauer. Dahinter ist der Herbstwald.

Ein Zuhören oder ein Gespräch

Die ALB GOLD-Trophy von Münsingen nach Trochtelfingen im Biosphärengebiet Schwäbische Alb. Auf einer Wiese steht ein großer Bogen mit einer Sonne und ALB GOLD Teigwaren darauf. Darunter fahren zig Radfahrer*innen.

Keine Meisterschaft, aber ein schöner Spielzug

Das Sommernachtskonzert in Münsingen im Biosphärengebiet Schwäbische Alb. Ein Orchester aus einigen Musikern*innen mit verschiedenen Instrumenten steht auf einer beleuchteten Bühne. Davor sitzen im Dunkeln mehrere Personen.

Eine zu Herzen gehende Tonfolge

Kunst in der Zehntscheuer in Münsingen im Biosphärengebiet Schwäbische Alb. Auf einem histoschen Dachboden, mit großen Holzbalken, stehen drei große Banner mit schwarz weißen Formen darauf.

Ein Bild, das zum Ausdruck bringt, was ich gerade fühle

Familienferien im Großen Lautertal in Münsingen im Biosphärengebiet Schwäbische Alb. Ein*e Erwachsene*r und zwei Kinder stehen am Ufer eines Flusses. Ein Kind steht auf einem Stein, die anderen sind ungefähr knöchelhoch im Wasser. Alle tragen kurze Kleidung und lachen.

Eine Umarmung

Die Burg Derneck im Großen Lautertal im Biosphärengebiet Schwäbische Alb. Vor einem historischen Haus mit Scheune stehen vier Personen. Zwei reichen sich die Hand und lächeln sich an.

Ein ehrliches Nachfragen: Wie geht es dir

Herbstgenuss im Großen Lautertal in Münsingen im Biosphärengebiet Schwäbische Alb. Zwei Wanderer*innen sitzen auf einem Hügel und lehnen sich aneinander an. Vor ihnen ist ein Ausblick über ein kleines Dorf im Tal, durch das ein Fluss fließt. Ringsherum ist Wald in Herbstfarben. Die Sonne scheint.

Ein an einen Denken und an ein Gebet

Wäre unsere Betrachtungsweise nicht farblos, eintönig und ganz und gar unvollständig, wenn wir dies alles und noch viel mehr ausklammern würden?

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Bei wem die globale Verantwortung am eigenen Gartenzaun und in einer ganz persönlich eingeschränkten Zeitzone endet, 

wer Europa nur als Bürokratiemaschine versteht und nicht als die größte friedenserhaltende Wertegemeinschaft ansonsten souveräner Staaten,

wer die Bundesrepublik Deutschland nur als Staatsgebilde sieht und nicht als unsere Heimat,

wer das Grundgesetz im 75. Jahr seines Bestehens als Fessel und nicht als Rahmen, in dessen Grenzen wir uns frei entfalten können, versteht,

wer bei uns vor Ort nur das sieht, was noch nicht erledigt ist, aber nicht wahrnimmt, was täglich aufs Neue geleistet wird

und wer in Kriegen nicht auch die Menschlichkeiten und in Katastrophen nicht auch die Solidaritäten erkennt, dessen Leben ist wahrlich farblos, eintönig und damit trostlos.

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Und wenn wir das Erlebte und Erfahrene schon so differenzierungslos, maximal in schwarz oder weiß reflektieren, umso mehr frage ich mich, wie erwarten wir das vor uns liegende Unbekannte?

Mit Skepsis, voller Angst und Ablehnung; voller Depression, der Unfähigkeit eine Zukunft zu konstruieren; ohnmächtig und vor dem ersten Schritt hinein ins neue Jahr nicht den kommenden Gipfel erblickend, sondern nur die Erwartung der Anstrengung oder des Absturzes vor Augen.

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,                           
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben. 

 Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf‘ um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.
Hermann Hesse

Hermann Hesse schrieb dieses Gedicht „Stufen“ 61-jährig nach langer schwerer Krankheit in wahrlich den schwärzesten Jahren unserer deutschen Geschichte 1941 am Bodensee.

Hermann Hesse spricht dabei von dem Zauber, der jedem Anfang innewohnt.

Dies ist jedoch nicht der Zauber, der durch den Einsatz eines Zauberspruches „Abrakadabra“ oder „Simsalabim“ und den Einsatz eines Zauberstabes ausgelöst wird.

Und es sind vor allem auch nicht die Zaubertricks, der uns schaden Wollenden, die als dunkle oder braune „Mächte“ mit den Zaubersprüchen „Obscura“ verdunkeln oder „Confundo“ verwirren wollen.

Nein, Hermann Hesse dachte wohl eher an eine Zauberformel einer Einstellung:

Einer Einstellung der Zuversicht, der Freude am Neuen, dem persönlichen Tatendrang, der Freude, einer Euphorie, die uns weiterträgt, wenn der Anfang erst einmal gemacht ist.

An eine feste Überzeugung, die sich zusammenzufassen lässt im Bekenntnis:

 

Glaube, Hoffnung, Liebe.

 

Heute danke ich allen, die in Münsingen, im Kreis, im Land, im Bund, in Europa und in der Welt dazu beitragen, dass wir auch 2024 hoffnungsvoll beginnen dürfen.

Ich danke allen für ihren Mut, ihre Tatkraft, ihr Wirken.

Danke!

Sie alle geben mir täglich Grund zum Optimismus und zur Zuversicht!

Und enden möchte ich mit der Jahreslosung:

Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.
Korinther 16, 14